Nicht alle Wolken, die den Tag verdunkeln, bringen Regen.

 Rezension 

"Der Rabengott" 

von Ann Leckie 

Der Gott der Stärke und Geduld des Hügels erzählt eine Geschichte von Verrat, Betrug und grenzenlosem Zorn. Mawat, der rechtmäßige Erbe des Statthalters, wird von seinem eigenen Onkel um den Herrscherstuhl gebracht und versucht ihn nun zurückzuerobern. Währenddessen beginnt sich eine alte Prophezeiung zu erfüllen, die Iraden für immer zerstören könnte.

„Rabengott“ ist eines der ungewöhnlichsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Denn man erlebt die Geschichte aus der Ich-Perspektive, aus Sicht eines Gottes. Dadurch wirkt es stellenweise so, als ob man einem Geschichtenerzähler zuhört, statt einem Buch zu lesen, was ich sehr interessant fand. Verstärkt wird der Eindruck auch noch dadurch, dass der Gott öfters Kapitel beginnt mit: „Hier ist eine Geschichte, die ich gehört habe“.

Allerdings sind alle Geschichten miteinander verwoben und drehen sich um den jungen Mawat, der sich auf einem Rachefeldzug gegen seinen Onkel befindet. Dabei nimmt der Gott die Zeit anders wahr und springt immer wieder zu einzelnen Geschehnissen, die am Ende in der uralten Prophezeiung zusammenlaufen. Als „belehrender Erzähler“ kommentiert der Gott auch jedes Ereignis und gibt jedem Handeln, ob gut oder schlecht, so eine Art Moral. Dadurch merkt man auch, dass man es hier mit einem Gott zu tun hat, denn er steht über den Menschen und Geschehnissen und kann sich ein Urteil als allwissendes Wesen erlauben.

Im Laufe der Handlung erwähnt der Gott auch andere Götter wie die Myriade, der Rabe, die Schlange, der Gott des stillen Waldes oder die Mutter der Eulen. Sie tragen alle etwas zur Erfüllung der Prophezeiung bei und gehören zum Volksglauben von Iraden. Dabei sind sie sich oftmals nicht einig und verfolgen ihre eigenen Pläne oder halten sich vollständig heraus.

Normalerweise finde ich es schwierig, einer Geschichte in Ich-Perspektive zu folgen, weil ich mich dann immer wieder daran erinnern muss, wer nun eigentlich spricht. Bei „Rabengott“ fiel es mir nicht schwer, denn allein von der Sprache war mir ständig bewusst, dass mir jemand Mächtiges diese Geschichte erzählt. Auch als Hörbuch funktioniert diese Geschichte sehr gut.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der ein Buch mit einer interessanten Perspektive lesen und wissen möchte, wie eine uralte Prophezeiung für alle Beteiligten enden wird.

Kommentare