Sobald wird unsere Grenzen akzeptieren, gehen wir über sie hinaus

 Rezension 

"Lauf des Wassers: Die Donari" von Rebecca Heyn 


Die 16-jährige Marit wächst ohne ihre Eltern bei ihrer Tante Eda auf den Wazca-Inseln auf. Sie ist eine Eisdonari, die die Fähigkeit besitzt, das Wasser zu kontrollieren. Doch das Gefühl von ihren Eltern im Alter von 4 Jahren im Stich gelassen zu werden, blockiert ihre Kräfte. Eine 1-jährige Basisausbildung in der Hauptstadt soll ihr helfen, ihre Fähigkeiten besser kontrollieren zu können. Allerdings hat Marit absolut keine Lust dazu, erinnert es sie doch nur an ihren schmerzlichen Verlust. Mit einem mulmigen Gefühl verlässt sie die Waszca-Inseln und gerät mitten in den Krieg zwischen Eis- und Flammenvolk.

Am Anfang dauert es etwas, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt, aber sobald Marit in der Hauptstadt des Eisvolks angekommen ist, verändert sich ihr Leben von der einen auf die andere Sekunde schlagartig. Ihre Welt, wie sie sie bis dato gekannt, verändert sich in den Kriegswirren und Marit muss sich entscheiden, ob sie daran zerbricht oder weiterkämpft. Die Handlung gleicht einer regelrechten Achterbahnfahrt, denn kaum hat Marit eine Herausforderung gemeistert, steht schon das nächste Problem vor der Tür. Alles beginnt mit einem mysteriösen Brief ihrer Mutter, der mehr Rätsel aufgibt, als Antworten auf ihre drängendsten Fragen bietet: Warum hat ihre Mutter sie verlassen? Warum meldet sich ihre Mutter gerade jetzt bei ihr? Hat Marit etwas noch Geschwister?

Allerdings muss sie diese Probleme nicht allein lösen, sondern erhält während ihrer Reise auf der Suche nach Antworten Unterstützung von Aaron, Nael und Dacre. Am Anfang steht sie ihren Weggefährten noch sehr verschlossen gegenüber, da es ihr schwerfällt, sich zu öffnen, nachdem ihre Mutter sie ja schon vor so vielen Jahren verlassen hat, aber mit der Zeit baut sie Vertrauen zu ihnen auf. Sie merkt, dass sie zwar verwundbar wird, wenn sie sich anderen öffnet, aber gleichzeitig gewinnt sie auch an Stärke. Zudem macht es ihr im Laufe der Handlung auch immer mehr Vergnügen, ihre Kräfte einzusetzen und trainiert jede freie Minute, denn sie möchte die, die sie liebt, im Ernstfall auch beschützen können. Diese Entwicklung von Marit fand ich sehr schön, denn man sieht so auch, dass sie eigentlich einen sehr starken Charakter hat und sich nicht so leicht von Schicksalsschlägen entmutigen lässt wie noch am Anfang des Buches.

Generell empfand ich das Buch allerdings als eine sehr verlustreiche und traurige Reise für Marit, denn der Krieg fordert viele Opfer und die Usurpatoren schrecken nicht davor zurück, ganze Landstriche dem Erdboden gleich zu machen und mit ihrem Drachenfeuer zu verbrennen. Immer wieder gerät Marit in Gefechte, für die sie noch nicht bereit ist, aber irgendwie überleben muss. Dahingehend bietet aber das Ende von Band 1 Hoffnung für den zweiten Band und ich bin sehr gespannt, ob das Eisvolk das Flammenvolk doch noch besiegen kann.

Darüber hinaus bietet das Lauf des Wassers eine interessante Welt mit unterschiedlichen Völkern, die alle einen eigenen Patron haben. Die Donari des Windvolkes arbeiten mit den Greifen zusammen, die Donari des Eisvolkes arbeitet mit Steppenwölfen zusammen etc. Dabei hat jedes Volk eigene Eigenschaften, die sie charakterisieren wie z.B. das Windvolk bewegt sich sehr leichtfüßig und spricht in Rätseln. Zudem flucht auch jedes Volk anders, was ich ziemlich witzig fand. Die Eisdonari sagen z.B. immer „beim großen Mondgeist“. Gerade diese Kleinigkeiten haben mich immer wieder schmunzeln lassen und ich bin gerne in diese Welt eingetaucht.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine spannende Reise einer jungen Frau mitverfolgen möchte, die auf der Suche nach Antworten nicht davor zurückschreckt in die Kriegswirren zu geraten.

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