Meist belehrt uns erst der Verlust über den Wert der Dinge

 Rezension 

"Askeria: Stadt der Fragmente" von Juliet May

 

Trotz aller Bemühungen von Piara, ihrem Bruder Souta und den anderen am Ende von Band 2 bleibt das Ergebnis unverändert: Ineas ist unwiederbringlich verloren. Allerdings wollen sich Piara und Souta damit nicht zufriedengeben und sind sogar dazu bereit, mit dem Souverän Lycenar zusammenzuarbeiten, wenn sie nur wieder ihren Bruder in die Arme schließen können. Dieser nutzt die Situation natürlich für seine ganz eigenen Zwecke aus, was die beiden aber bereitwillig in Kauf nehmen. Schon bald führt Piaras und Soutas Weg in die Stadt der Erinnerungen, um ihren Bruder von den Erinnerungen zu befreien, die ihn so quälen und ihn damit zu retten.

Nach dem Ende des zweiten Bandes war ich sehr froh, direkt mit dem dritten Band beginnen zu können, denn das Ende hatte mich doch sehr mitgenommen. Wieder einmal war es Piara und ihren Freunden nicht möglich, Ineas endgültig von den quälenden Fesseln, die seinen Geist von seinem Körper trennt, zu befreien. Sie stehen wieder ganz am Anfang und fallen erst mal in ein emotionales Loch, obwohl es noch andere Probleme gibt, die es zu lösen gilt wie z.B. die Gilde Askeria wieder ins Leben zu rufen. Aber Piara und ihre Freunde haben schon gänzlich andere Phasen überwunden und gemeinsam machen sie sich bald daran Lösungen zu finden.

Dabei hat mir besonders an diesem Band der Fokus auf Ineas Gedankenwelt gefallen. Nach einer Weile reisen Souta und Piara nach Calaharis, die Stadt der Erinnerungen, weil sie denken, dass sie so ihren Bruder befreien können. Am Anfang noch motiviert, verstehen sie schnell, dass ihr Bruder, der nicht viel älter als sie selbst ist, eine massive Verantwortung auf sich geladen hat, indem er sie immer beschützen wollte. Ineas dachte, dass er damals keine andere Wahl gehabt hätte und drängt sein inneres Kind immer weiter zurück. Er hört auf als Mensch zu existieren und opfert sich für seine Geschwister. Dieses Opfer bleibt jedoch nicht ohne Folgen und Piara und Souta müssen mit dem inneren Kind von Ineas in Calaharis um das Seelenheil ihres Bruders kämpfen.

Zudem ist mir auch die Veränderung von Piara im Laufe der Zeit nicht entgangen. Im ersten Band noch das schüchterne Mädchen, das niemanden verletzen möchte, tötet sie nun im dritten Band bereitwillig Mitglieder des Ordens von Corasil, wenn es nur ihren Bruder wieder zurückbringt. Ich hatte das Gefühl, dass der Tod ihres Bruders, an dem sie mehr oder weniger Schuld ist, sie in gewisser Weise zerbrochen hat. Es ist eine beunruhigende Entwicklung, denn ich habe Piara mit der Zeit liebgewonnen und sie nun so zu sehen, bricht mir in gewisser Weise das Herz.

Darüber hinaus werden wieder einige Rätsel gelöst, die in den vorherigen Bänden aufgetaucht bin und so langsam bekommt man eine Ahnung davon, was es mit diesen Souveränen auf sich hat und wie das Ganze mit dem Volk der Ceri zusammenhängt. Ebenso tauchen neue interessante Charaktere auf wie z.B. der Barde, der Lieder über die Souveräne in der Stadt zum Besten gibt und deswegen von der Stadtwache verfolgt wird oder auch Yvie, die jahrelang als Mensch gelebt und nichts davon gewusst hat, dass sie eigentlich eine Ceri ist.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der mal wieder Lust hat auf eine düstere Fantasy-Geschichte mit starken Charakteren hat, die einen Ausweg aus einer ungewissen Zukunft suchen 😊

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