Die Vergangenheit ist unsere Lektion für die Zukunft.

 Rezension 

"Tage im warmen Licht" 

von Kristina Pfister 

 

Als Maria das Haus ihrer verstorbenen Großmutter erbt, sieht sie es als Chance für sich und ihre Tochter Linnea dem turbulenten Leben in München zu entfliehen. Doch nach und nach erinnert sich Maria wieder, warum sie das Dorf ihrer Kindheit verlassen hat, und wird mit unschönen Konflikten aus der Vergangenheit konfrontiert. Kann sie aus Liebe zu ihrer Tochter damit abschließen?

Dieses Buch erinnerte mich stellenweise stark an meine eigenen Erfahrungen mit „Dorfgemeinschaften“, denn auch ich bin in einem Dorf aufgewachsen und konnte es jahrelang kaum erwarten endlich daraus auszubrechen und in eine größere Stadt zu ziehen, denn ich habe den Eindruck, dass man dafür geschaffen sein muss in solch kleinen Gemeinschaften zu leben. Zum einen deswegen, weil kein Geheimnis lange verborgen bleibt und zum anderen ist man ständig der Bewertung durch die Nachbarschaft ausgesetzt. Es ist fast unmöglich allein für sich zu leben und wenn wird man automatisch aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, was wiederum eine andere Form der Bewertung ist.

Dadurch konnte ich mich sehr gut in die Protagonistin Maria hineinversetzen, die auch vor Jahren in einem Dorf gelebt hat und nach einem Vorfall mit ehemaligen Klassenkameraden das Dorf verlassen hat, um nach München zu ziehen. Ich habe Maria stellenweise für ihren Mut es noch einmal mit diesem Dorf zu versuchen, bewundert, denn ich würde nicht gerne wieder an einen Ort zurückziehen, der so viele schlechte Erinnerungen wieder in mir hervorruft. Allerdings tut sie das nicht für sich selbst, um vielleicht mit ihrer Vergangenheit abzuschließen, sondern für ihre Tochter Linnea, die große Probleme hat, in München Anschluss zu finden.

Ich fand diese Mutter-Tochter-Beziehung sehr schön beschrieben, denn man merkt im selben Maße, wie sich Maria zunehmend wieder unwohl an diesem Ort fühlt, wie Linnea aufblüht und eine schöne Schulzeit erlebt. Dadurch kann Linnea auch nicht verstehen, warum ihre Mutter wieder von diesem Ort wegziehen möchte, und verhält sich wie ein richtig bockiger Teenager. Zwar kann Maria sehr lange nicht über ihr Problem sprechen und verschließt sich auch vor ihren ehemaligen Freunden wie z.B. ihrem besten Freund Henning, aber man merkt, dass sie damals traumatisiert wurde und erst einiges an Aufarbeitung braucht, um darüber hinwegzukommen.

Generell ist das Erzähltempo eher langsamer und es geht eher darum den Ort mit seinen Bewohnern verstehen zu lernen, um dann einen Zugang zu Marias Vergangenheit zu finden als schnell Marias Geheimnis zu lüften. Es ist ein Roman zum Nachdenken und in sich Hineinspüren, wann man sich unwohl in seiner Haut fühlt und dies klar kommunizieren muss.

Ich kann jedem dieses Buch empfehlen, der eine Geschichte über eine Frau lesen möchte, die nach Jahren in das Dorf ihrer Kindheit zurückkommt und dort versuchen muss, mit den damals entstandenen Konflikten abzuschließen. 

 

Vielen lieben Dank an den S Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar! 💗

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