Verflucht, wer mit dem Teufel spielt!

 Rezension 

"Das Mädchen mit dem Porzellangesicht" 

von Simone Keil 

Kazuki Kobayashi ist von Beruf Puppenmacher, der leblosen Dingen Leben schenkt, wie z.B. seiner mechanischen Haushälterin Miss Whittles. Eigene Kinder bleiben ihm verwehrt, bis nach Jahren die kleine Miyo geboren wird. Allerdings beginnen damit die Probleme, denn ein dubioser Advokat taucht plötzlich in Kobayashis Laden auf und fordert aufgrund eines früheren Vertrags „die Herausgabe des neuen Herbstkindes“. Kobayashi bleibt nur, die kleine Miyo zu verstecken, doch der Advokat ist ihm auf den Fersen.

Auch in diesem Buch geht es wieder um das altbekannte Problem, dass Menschen Verträge mit dem Teufel abschließen und wenn es so weit ist, dass der Teufel für seine Leistung etwas zurückfordert, sie nichts mehr davon wissen wollen. So hat auch Kobayashi vor vielen Jahren einen Vertrag mit dem Teufel geschlossen, doch er denkt nicht daran, sein einziges Kind einem Teufel zu opfern.

Zwar ist dieses Verhalten menschlich und nachvollziehbar, doch es führt auch zu einigen Problemen, denn die kleine Miyo muss fortan darunter leiden, dass ihr Vater immer neuere Masken an ihr austestet, nur damit sie nicht von diesem Advokaten aufgespürt werden kann. Sie findet keine Freunde, außer dem Nachbarssohn, mit dem sie sich heimlich in der Nacht trifft, da es die einzige Tageszeit ist, die ihr gestattet, sich unbemerkt zu bewegen und auch später besteht ihr Leben nur aus einer einzigen Flucht.

Miyos Leben ist sehr einsam und auch wenn sie Menschen trifft, die ihr für einen kurzen Augenblick helfen, so steht danach meistens unweigerlich der Abschied bevor. So muss sie nach dem Tod ihres Vaters z.B. in ein Heim für höhere Töchter, in dem sie sich mit dem mechanischen Wächter Q-XII anfreundet, allerdings ist auch dieser Aufenthalt nur von kurzer Dauer, denn die bevorstehende Hochzeit mit einem wahren Widerling lässt sie wieder von diesem Ort fliehen.

Generell ist diese Geschichte eine sehr melancholische Geschichte, in der ein Mädchen auf der Suche nach einem Ort ist, an den sie hingehört und an dem sie nicht von einem Teufel in ihre Einzelteile zerlegt wird. Allerdings erkennt man immer mal wieder kleine Lichtblicke in der Melancholie, die meistens von den mechanischen Menschen ausgehen, die Gefühle entwickeln und so überhaupt nicht mehr wie Maschinen agieren. Dadurch hat mich die Geschichte mit ihren Melancholie-Anteilen und den mechanischen Menschen ein klein wenig an „Nier:Automata“ erinnert – ein Spiel, das ich sehr gerne gespielt habe.

Allerdings kam mir das Ende ein wenig zu plötzlich und die Auflösung des Konflikts war mir auch etwas zu banal, sodass ich mir doch ein paar mehr Seiten gewünscht hätte, auf denen sich die Geschichte noch ein bisschen besser entwickelt hätte. Trotzdem kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine Geschichte sucht, die zeigt, welche Auswirkung ein Pakt mit dem Teufel auf die Menschen in dessen unmittelbarer Umgebung hat. 

 

Vielen lieben Dank an die HobbitPresse für das Rezensionsexemplar! 💗



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