Was Frauen noch lernen müssen, ist, dass niemand ihnen Macht gibt. Sie müssen sie sich nehmen.

 Rezension 

"Ex-Wife" von Ursula Parrott

Patricia ist überglücklich, als sie ihren Peter heiraten kann, obwohl sie noch so jung sind und kaum Geld verdienen, um einen gemeinsamen Lebensunterhalt zu bestreiten. Als Patricia sogar schon kurz nach der Hochzeit schwanger wird, scheint ihr Glück perfekt, wenn Peter auch keinen Gedanken an das Baby verschwendet. Doch das Glück kann sehr fragil sein und so kommt alles anders, als sie gedacht hat. Nachdem sie ihr Baby verliert, lässt sie sich auf eine unbedeutende Nacht mit einem Mann ein und geht damit einen ersten Schritt, ihre Ehe zu zerstören.

Schon das Vorwort von Mareike Fallwickl machte mich neugierig auf das Buch, denn ich wusste nicht, dass das Buch zur gleichen Zeit wie „Der große Gatsby“ erschienen und als Skandalbuch in die Geschichte eingegangen ist. Auch, dass es kein feministisches Buch ist, da die Autorin sich der Ungerechtigkeiten zwischen Mann und Frau zwar bewusst war, aber die Erkenntnis, welche patriarchalischen Mechanismen dahinterstecken, fehlt.

Mit diesem Vorwort startete ich in das Buch und war froh darüber, dass es ein solches Vorwort überhaupt gab, denn ansonsten wäre mir der Charakter von Patricia wahrscheinlich ständig ein Dorn im Auge gewesen. Wie bei vielen Frauen zu dieser Zeit drehen sich ihre Gedanken nur darum, wie sie Peter gefallen kann oder was Peter von ihr erwartet. Auch als ihre Ehe quasi gescheitert ist, unternimmt sie alles, um Peter doch noch einmal zurückzugewinnen, obwohl er alles andere als nett zu ihr ist.

Häusliche Gewalt, Alkoholmissbrauch und Untreue werden von Peter wie selbstverständlich gelebt, da er sich dieses Recht als Mann herausnimmt. Als Patricia auch eine Nacht fremdgeht, unabhängig davon, dass ein solches Verhalten immer etwas kritisch ist – wenn man nicht vorher darüber gesprochen hat, ist sie in Peters Augen moralisch verwerflich und eine Hure.

Peter gibt die Rahmenbedingungen ihrer Ehe vor und nur wenn er die Entscheidungen für sie beide trifft, sind sie auch in Ordnung. So entscheidet auch er, wann ihre Ehe zu Ende ist, und bandelt am nächsten Tag schon mit einer anderen Frau an. Patricia kann immer nur reagieren und wird immer unglücklicher, je länger sie von „ihrem“ Peter getrennt ist.

Dabei ist sie durchaus von weitsichtigen Frauen umgeben, wie z. B. Lucia, die Patricia aufzeigt, dass es auch ein Leben nach Peter geben kann. Gerade deswegen hätte ich mir auch manchmal mehr Rückgrat von Patricia gewünscht, damit sie für sich gegenüber Peter einstehen kann.

Alles in allem fand ich das Buch im Hinblick darauf, in welcher Zeit dieses Buch entstanden ist, durchaus interessant zu lesen, und kann jedem dieses Buch empfehlen, der eine Geschichte über eine Frau lesen möchte, die in einer Beziehung lebt, die von einem Ungleichgewicht geprägt ist.

 

Vielen lieben Dank an den SFischer Verlag für das Rezensionsexemplar! 💗

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