Manchmal müssen zuerst unangenehme Dinge passieren, um uns zum Handeln zu bewegen

 Rezension 

"Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum"

 von Helene Sommerfeld 

 

Nach dem tragischen Tod ihres Mannes braucht Magda Fuchs dringend einen Neuanfang. Als frischgebackene Polizeiärztin verschlägt es sie nach Berlin, um dort dem Polizeikommissar Ernst Wagner bei seinen Ermittlungen zu helfen. Ohne eine Ahnung davon zu haben, was sie erwarten wird, begibt sie sich in die Hauptstadt des Landes, um nach einer Weile am eigenen Leib zu erfahren, welche Abgründe sich unter dem Deckmantel einer zivilisierten Gesellschaft verbergen.

Obwohl ich nicht wusste, was mich genau in diesem Buch erwarten wird, hat es nicht lange gedauert, bis ich in die Geschichte eingetaucht bin. Der Alltag der Magda Fuchs ist kein gewöhnlicher. Statt in einem Krankenhaus Patienten zu versorgen, begibt sie sich täglich an Tatorte von Verbrechen, die mit der Zeit immer düsterer und unmenschlicher werden. Dabei kümmert sie sich nicht um die meistens schlimm zugerichteten Leichen, sondern um die lebenden Hinterbliebenen, die die furchtbare Tat mitangesehen haben. Da es zumeist Kinder sind, die mitansehen mussten, wie ein Elternteil von ihnen ermordet worden ist, macht die Sache fast noch schlimmer.

Schnell wird klar, dass gerade die Kinder, die doch eigentlich den meisten Schutz der Gesellschaft bräuchten, sträflich von dieser Gesellschaft vernachlässigt werden. Viele Kinder müssen auf der Straße betteln oder werden dazu gezwungen, sexuelle Gefälligkeiten für Geld anzubieten und leben dabei doch in Armut. Es ist in den Jahren nach dem Krieg in Berlin ein eigener Geschäftszweig entstanden, mit Kindern zu handeln. Allein dieser Umstand war für mich schon schwer zu verdauen und ich konnte den Schock von Magda Fuchs, als sie das erste Mal davon erfahren hat, sehr gut nachempfinden. Es ist wirklich keine einfache Geschichte.

Deswegen fand ich es auch so spannend zu verfolgen, wie Magda gegen diese Ungerechtigkeit vorgeht. Natürlich kann sie nicht alle Kinder in Berlin vor diesem Schicksal bewahren, aber sie bemüht sich stets und hört noch lange nicht auf, wenn sie mal in einer Sackgasse angekommen ist, wie es die Herren Polizisten gerne pflegen zu tun. Sie ermittelt auf eigene Faust und kommt bald einem ganzen Händlerring auf die Spur. Allerdings steht sie nicht gänzlich allein da, sondern wird von Kriminalkommissar Mehring und der Fürsorgerin Ina Dietrich in ihren Ermittlungen unterstützt.

Darüber hinaus erfährt man nicht nur mehr über Magda Fuchs und das Schicksal der Berliner Kinder, sondern lernt auch Celia von Liebenau kennen, die unglücklich in einer Ehe mit ihrem Mann Albert gefangen ist. Als sie versucht, die Scheidung einzureichen, was für damalige Verhältnisse schon sehr modern war, passiert ein tragischer Unfall und Celia muss alles dafür tun, um nicht im Gefängnis zu landen. Ich fand beide Handlungsstränge sehr spannend erzählt, denn die Schicksale der beiden Frauen sind miteinander verknüpft. Zwar war mir Celia am Anfang nicht so sympathisch wie Magda, aber nach einer Weile sind mir die beiden Frauen gleichermaßen ans Herz gewachsen.

Mir hat das Lesen dieses Buches sehr viel Spaß gemacht, auch wenn die Geschichte gerade im Punkt mit den Berliner Kindern eine sehr traurige Geschichte ist. Dies hat zum einen damit zu tun, da die Frauen in diesem Buch für ihre Rechte eintreten und sich nicht von irgendjemanden unterkriegen lassen. Sie agieren nach ihrem Bauchgefühl und genau das fand ich großartig und hat mich mit Spannung weiterlesen lassen.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine spannende Geschichte über eine Polizeiärztin lesen möchte, die sich nicht mit einfachen Antworten zufriedengibt. 

 

Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Bereitstellen des Buches! 💗

Kommentare

Beliebte Posts