Wir alle können Helden sein

 Rezension 

"Tempel des Leids: Die unglaublich wahre Lebensgeschichte des Tristo Berlinger

von Lew Marschall

 

Tristo Berlinger ist ein Klon und hat damit weniger Rechte als der Rest der Menschheit. Seine ganze Existenz wird nur als Mittel zum Zweck angesehen, denn nach Ansicht der Menschen können „Klone keine Menschen sein“. Die Klone sollen den Menschen dienen und ihre Kriege für sie ausfechten, aber alles andere wie z.B. eine Familie zu gründen, wird ihnen verwehrt. Auch Tristo muss dieses Schicksal am eigenen Leibe erfahren, allerdings ändert sich sein Leben schlagartig als er der erste Klon wird, der einen Offiziersrang erhält und damit für die Unterdrückten dieser Gesellschaft zu einer Leitfigur wird.

Da ich schon „der Zorn des Piloten“ desselben Autors gelesen habe, war ich im Vorfeld sehr neugierig, was mich nun in diesem Buch erwarten wird. Vor allem fand ich es interessant, eine weitere Geschichte aus diesem Universum lesen zu können. Dieses Mal dreht sich alles um die Lebensgeschichte von Tristo Berlinger, der auch einen Auftritt in „Zorn des Piloten“ hat, wobei er dort eher im Hintergrund bleibt und man nichts Genaues über seine Beweggründe erfährt, warum er so handelt, wie er handelt.  

Nun nach der Lektüre seiner Lebensgeschichte, wurde vieles klarer für mich, wenn der Schreibstil auch wieder ähnlich kompliziert ist wie auch schon in Zorn des Piloten. Beide Bücher dienen eher weniger zur schnellen Lektüre, sondern müssen mit mehr Aufmerksamkeit gelesen werden, um alle Informationen in ihrer Gänze zu erfassen. Lässt man sich aber auf das Buch ein, wird man Zeuge von einer Geschichte voller Entbehrungen, die aber dennoch Mut macht, denn Tristo Berlinger schafft es, zu einem Symbol zu werden für andere unterdrückte Klone. Dies geschieht zwar eher unabsichtlich, denn es war nie in seinem Sinn großartig aufzufallen, aber trotzdem finde ich die Bedeutung dahinter ziemlich gut. Tristo Berlinger wollte einfach ein Leben wie die Menschen eines führen dürfen, aber weil er ein Klon ist, wird ihm dies verwehrt.  

Dabei ist es noch nicht mal die Schuld der Klone, dass sie in diesem Körper erschaffen wurden, sondern es scheint ein gesellschaftliches Problem zu sein. Denn die Menschen haben mit der Zeit Ängste entwickelt und fürchten, dass die Klone irgendwann zu mächtig werden, um sie noch zu kontrollieren. Deswegen müssen sie unterdrückt werden. Umso mehr freut mich das Ende dieser Geschichte und die Direktive 528. Es ist einfach ein schöner Moment nach all den Entbehrungen.

Darüber hinaus haben mir auch die Grafiken, die zwischen jedem Kapitel auftauchen, sehr gut gefallen. Sie passen sehr gut zur Geschichte und helfen bei der Vorstellung.

Auch wenn man nicht „Zorn des Piloten“ gelesen hat, empfiehlt es sich, einen Blick in dieses Werk zu werfen, denn beide Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden. Ich kann jedem dieses Buch empfehlen, der eine gut durchdachte Science-Fiction Geschichte lesen möchte, rund um einen Klon, der mehr oder weniger unabsichtlich zum Symbol der Unterdrückten wird.

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