Niemals sind wir einsamer als in unserer Verzweiflung

 Rezension 

"Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch"

 von Helene Sommerfeld 

Obwohl die Polizeiärztin Magda Fuchs und der Kriminalkommissar Kuno Mehring im ersten Band die Machenschaften einer in Berlin tätigen Kinderhändlerin aufgedeckt haben, bleibt den beiden kaum Zeit zum Ausruhen, denn ein weiterer brisanter Fall erschüttert Berlin. Immer mehr Frauen müssen ins Krankenhaus gebracht werden, weil bei ihnen ein Schwangerschaftsabbruch unsachgemäß durchgeführt worden ist. Die sogenannten „Engelmacher“ verdienen sich ein goldenes Näschen an der Verzweiflung junger Frauen, denn die etablierten Ärzte lehnen eine solche Behandlung ab. Als auch eine Freundin von Magda nur knapp nach einem Schwangerschaftsabbruch mit dem Leben davonkommt, ist Magda gezwungen zu handeln.

Nachdem mir schon der erste Band ziemlich gut gefallen hat, habe ich mich im Vorfeld auch schon sehr auf den zweiten Band gefreut. Der zweite Band knüpft direkt an die Schreckensnacht aus dem ersten Band an und erzählt die Geschichte spannend weiter. Demnach sollte man schon die Bände in der chronologisch richtigen Reihenfolge lesen, um allen Aspekten der Geschichte gut folgen zu können.

Ein weiteres Mal müssen Magda, Celia und Doris einen Weg aus ihren alltäglichen Problemen finden, die schon in Band 1 eine große Rolle gespielt haben. So ist Magda immer noch hin und her gerissen zwischen ihrem Traum als Ärztin zu arbeiten und dem Wunsch eine eigene Familie zu gründen, Celia geht es da fast ähnlich, kämpft sie doch seit dem ersten Band um ihre Unabhängigkeit, um endlich Medizin studieren zu können und dann verliebt sie sich ausgerechnet in Edgar, der sie als seine Frau an seiner Seite sehen möchte. Aber auch Doris kämpft um ihren Traum und möchte ein Glanz werden, wenn sie dabei auch ihren Körper verkaufen muss. Alle drei müssen ihre Träume in einer Gesellschaft verteidigen, die es nicht gewöhnt ist, dass eine Frau mehr als eine Hausfrau ist. Diese Konflikte wurden wieder einmal großartig herausgearbeitet und ich konnte die innere Zerrissenheit der drei Frauen gut nachempfinden.

Zudem gibt es wieder einmal einen spannenden Fall, der von Kriminalkommissar Mehring und Magda Fuchs gelöst werden will, wobei sie dieses Mal tatkräftige Unterstützung von Celia Fahrland bekommen. Gerade diese Zusammenarbeit zwischen Magda und Celia fand ich klasse, denn man merkt, dass die beiden Frauen sich im Laufe der Geschichte angefreundet haben und über ihre anfänglichen Streitigkeiten hinausgewachsen sind. Sie sehen sich nicht mehr als Konkurrentinnen, sondern unterstützen sich gegenseitig.

Ebenso fand ich die Thematik der Schwangerschaftsabbrüche sehr interessant. Ich wusste nicht, dass ein Schwangerschaftsabbruch damals derart von der Schulmedizin abgelehnt worden ist, dass man noch nicht mal verzweifelten Frauen geholfen hat. Damit war ihr einziger Ausweg zu einem Engelmacher zu gehen, der ohne medizinische Kenntnisse und meistens in keiner sterilen Umgebung den Eingriff durchgeführt hat. Dadurch haben viele Frauen ihr Leben verloren, was nicht hätte sein müssen. Auch Magda Fuchs stellt sich diesem Konflikt und ich finde ihre Gedanken dazu ziemlich spannend. Es eröffnet eine wirklich gute Grundlage für weiterführende Diskussionen.

Demnach bin ich schon sehr gespannt, was mich im dritten Band erwarten wird und kann jedem dieses Buch empfehlen, der eine spannende Geschichte über drei Frauen lesen möchte, die mit ihren Sorgen und Nöten in einer Gesellschaft leben müssen, die einer Frau noch nicht mal das Verfügungsrecht über ihren eigenen Körper gewährt. 

Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Bereitstellen des Buches! 💗

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