Willst du was gelten, mach dich selten

 Rezension 

"Atelier Rosen: Die Frauen aus der Marktgasse" 

von Marie Lamballe

 

Die zwanzigjährige Elise Rosen lebt mit ihrer Mutter und Großmutter in Kassel im Jahre 1830 und betreibt mit ihnen zusammen ein kleines Putzmacher-Atelier in der Marktgasse. Sie versteht ihr Handwerk und ist beliebt bei den Damen in höheren gesellschaftlichen Kreisen, denn sie zaubert ihnen wunderschöne Hüte. Dies führt auch dazu, dass sich mit der Zeit eine Freundschaft zwischen ihr und der jungen Sybilla von Schönhoff entwickelt. Allerdings gerät diese Freundschaft gehörig ins Wanken, als sich ausgerechnet der Verlobte von Sybilla in Elise verliebt..

Ich bin sehr gerne in die Welt von Elise eingetaucht, denn trotz der damalig herrschenden Zustände ist sie eine mutige Frau, die sich so schnell nicht unterkriegen lässt. Zwar wird ihr Berufsstand der Putzmacherin nicht überall wohlwollend angesehen, da dieser Beruf nur unverheiratete Frauen ausüben können und demnach oft mit leichten Mädchen verglichen werden, aber Elise steht darüber und besticht durch ihre Begabung, schöne Hutkreationen zu zaubern. Zudem versucht sie immer das Richtige zu tun, auch wenn es heißt, dass sie sich dabei selbst zurücknehmen muss.

Sie geht sogar so weit, dass sie ihr eigenes Liebesglück hinten anstellt, weil sie ansonsten ihrer Freundin Sybilla sehr weh tun würde, denn Sybillas Verlobter hat ein Auge auf sie geworfen. Zwar entwickelt sie selbst Gefühle für Johann Georg von Haynau, aber versucht sich dem immer wieder zu entziehen und meidet sogar gänzlich den Kontakt, um nicht in Versuchung zu geraten. Denn Elise hat weiß Gott noch andere Probleme. Eines dieser Probleme wird im Laufe des Buches ein sehr zentrales, denn Elise möchte wissen, wer ihr Vater ist.

Gerade um ihren leiblichen Vater macht ihre Mutter ein sehr großes Geheimnis und zu mehr als Andeutungen über seinen Verbleib kann Elise ihre Mutter nicht bringen. Als Elise jedoch aus Kassel verbannt wird, sieht sie die Möglichkeit gekommen, mehr über ihn herauszufinden. Auch von einem solchen Schicksalsschlag wie einer Verbannung lässt sich Elise nicht unterkriegen, was sie für mich sehr sympathisch gemacht hat und ich habe gerne mit ihr mitgefiebert, ob sie ihren Vater finden wird und wie die Sache mit Johann Georg von Hanau ausgehen wird. Gerade in dieser Beziehung kommt es zu sehr vielen Überraschungen, die ich so habe, nicht kommen sehen.

Darüber hinaus fand ich sehr interessant zu erfahren, wie es in Kassel im Jahre 1830 zugegangen ist und wie das Verhältnis zum damaligen Kaiser war. Immer wieder erfährt man in einzelnen Kapiteln, wie die Kasseler sich unter französischer Besatzung gefühlt haben und wie es ihnen jetzt wieder unter deutscher Herrschaft geht. Da ich bis dato noch keine Kenntnisse über diese Zeit hatte und mich auch nicht weiter mit der Stadtgeschichte von Kassel befasst habe, war es umso spannender, all diese Zusammenhänge zu erfahren.

Zudem waren mir auch einzelne Charaktere besonders sympathisch wie z.B. Elises Ziehbruder Moritz. Zwar wirkt er am Anfang wie jemand, der nie erwachsen werden und lieber sein ganzes Leben bei seiner Mutter am Rockzipfel hängen will, doch schon bald muss er lernen auf eigenen Beinen zu stehen und meistert dies mit Bravour. Vor allem die Kapitel, in denen Moritz und Elise zusammenhalten müssen, weil der Rest der Welt sie im Stich lässt, hat mir sehr gut gefallen.

Alles in allem bin ich sehr gespannt, wie es mit den beiden weitergehen wird und kann das Buch jedem empfehlen, der ein Buch über eine aufregende Zeit lesen und dabei eine ganz bezaubernde junge Putzmacherin kennenlernen möchte.

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