Eine Überzeugung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn macht.

 Rezension 

"Veganes Schnitzel zum Verlieben" 

von Annette Böhler

 

Ella ist mit ihrem Foodblog „Ella isst vegan“ ganz oben in der Influencer-Szene angekommen. Ihre Leidenschaft zum Kochen wurde in den Jahren zu einem Beruf, mit dem sie mittlerweile gut Geld verdienen kann. Doch schon die Einladung zu einem Gala-Abend zeigt ihr Mal wieder die Schattenseite des Influencerdaseins: freundliches Getue, um Werbedeals auszuhandeln. Als Ella dann auch noch von einem Gast sexuell belästigt wird, steigt in ihr immer mehr der Wunsch auf, endlich auszusteigen und ihren Traum vom eigenen Bauernhof umzusetzen.

Ich fand das Leben von Ella als Influencerin sehr realistisch gezeichnet. Auf der einen Seite hat sie es geschafft, ihr Hobby zum Beruf zu machen, aber auf der anderen Seite hadert sie immer wieder mit dem Preis, den ein Leben in der Onlinewelt mit sich bringt: ständig verfügbar sein, die neusten Trends aufspüren, Beiträge vorproduzieren und Werbedeals aushandeln.

Zwar merkt man, dass Ella sehr viel Freude hat, sich Gerichte auszudenken und Videos dazu zu produzieren, aber sobald sie auf Galas gehen soll und Werbedeals unter Dach und Fach bringen, merkt man, wie die selbstbewusste Ella sich sehr schnell unwohl und unsicher fühlt. Auch in der Korrespondenz mit schon bestehenden Sponsoren merkt man, dass Ella nicht wirklich formulieren kann, was sie sich wünscht und wird so immer wieder missverstanden.

Auch als sie endlich für sich beschließt, mit ihrem alten Leben zu brechen und einen eigenen Bauernhof bewirtschaften will, stößt sie erst mal nur auf herbe Kritik. Allen voran ihr bester Freund Ben. Statt sie zu unterstützen, hat er gänzlich andere Pläne mit ihr und sieht nur seinen eigenen Vorteil. Nur Jo, eine Bekanntschaft vom Gala-Abend, unterstützt sie in ihrem Vorhaben, wenn er auch nicht ganz uneigensinnige Pläne verfolgt.

Und genau hier kommt ein Kritikpunkt von mir ins Spiel. Ella weiß einfach nicht, was sie will und wird dadurch zum Spielball der Männer in diesem Buch. Sei es der aufdringliche Walter, der sogar so weit bei ihr gehen kann, dass sie erst bei seiner Zunge in ihrem Hals die Reißleine zieht oder Jo, der ihr über weite Teile des Buches einfach eine Identität vorlügen kann, die sie in keiner Weise hinterfragt oder auch Ben, der sie sogar so weit manipulieren kann, dass sie ihren Traum beinahe aufgibt.

Nie sagt sie Nein, sondern stürzt sich immer wieder in Situation, um erst später zu überlegen, was sie da eigentlich getan hat. Dadurch hat Ella einige Sympathiepunkte bei mir verspielt, denn sie müsste sich doch nicht so schwach und unsicher der Männerwelt gegenüber präsentieren. Ich fand ihr Idee zauberhaft einen eigenen Bauernhof zu betreiben und die Onlinewelt dabei mitzunehmen. Deswegen hätte ich mir ein kleines bisschen mehr Selbstbewusstsein von ihr gewünscht.

Darüber hinaus waren mir Jo und Ben beide nicht wirklich sympathisch, wobei jeder seine Gründe hatte, warum er so handelte, wie er handelt. Dadurch konnte ich zwar ihre Beweggründe nachvollziehen, aber gut heißen konnte ich sie eben immer noch nicht.   

Sehr gefallen haben mir am Ende des Buches die veganen Rezepte, die Ella im Laufe des Buches ausprobiert. Die werde ich auf jeden Fall ausprobieren.

Alles in allem kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine locker leichte Geschichte über eine Foodbloggerin lesen möchte, die aufgrund der Schattenseiten des Berufs endlich ihren Traum verwirklichen will.

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