Die Wahrheit ist nichts anderes als ein Gegenstand, der aus einer bestimmen Perspektive betrachtet wird.

 Rezension 

"Die Aosawa-Morde" von Riku Onda

 

Der Tag, an dem das Fest der Familie Aosawa stattfinden wird, ist ein Tag, der auch in den darauffolgenden Jahren nicht in Vergessenheit geraten wird, denn es wird sich eine Tragödie ereignen. 17 Menschen werden durch eine Zyanid-Vergiftung an diesem Tag sterben und die Einzige, die gesehen haben könnte, wer die Getränke vergiftet hat, ist die blinde Tochter der Familie Aosawa. Wer könnte eine solche grausame Tat an der angesehenen Arztfamilie begehen?

Für dieses Buch gibt es nur eine treffende Beschreibung: ungewöhnlich. So ungewöhnlich wie sich die Beschreibung des Buches liest, so ungewöhnlich ist auch die Struktur des Buches. Statt einem Kriminalfall zu folgen mit einem Ermittler, der auf der Suche nach der Wahrheit ist, bekommt man hier 14 verschiedene Sichten von Beteiligten des Mordfalls präsentiert, die in verschiedene Kapitel unterteilt sind. Dabei werden die Sichten ähnlich wie ein Interview geführt, wobei man die Fragen nie hört, sondern die betreffende Person antwortet auf bestimmte Impulse.

Dies war für mich am Anfang etwas verwirrend, aber mit der Zeit gewöhnt man sich an diese stummen Interviews, denn die Texte sind so gut geschrieben, dass man die Antworten versteht, ohne dass man die Fragen kennt. Es entstehen keine Verständnislücken und ich fand es interessant, so Schritt für Schritt dem wahren Täter auf die Spur zu kommen.

Am meisten hat mich die Sicht der Autorin des Buches „das vergessene Fest“ gefesselt, denn sie startet den Versuch, die damaligen Ereignisse in einem Buch festzuhalten. Doch schon bald merkt man, dass mehr hinter der journalistischen Neugier steckt und sie eigentlich die Familie Aosawa gut kannte.

Ebenso hat mich auch die Sicht des Täters fasziniert, der später für die Morde für schuldig befunden wird, weil er Selbstmord begeht, aber eigentlich nicht der Täter ist. Er hat eine ganz eigene, tief bewegende Geschichte, die ähnlich der blinden Tochter der Aosawa Familie ist.

Allerdings um dieses Buch genießen zu können, muss man sich auf den ungewöhnlichen Schreibstil und die Struktur einlassen können. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das Buch in seiner Gänze verstanden habe, aber trotz allem hat mir das Buch gut gefallen. Es hebt sich deutlich von anderen Büchern ab und hat mich deswegen auch so fasziniert. Es ist kein einfaches Buch und viele Schicksale werden an einem Abend unwiederbringlich ausgelöscht, was dazu führt, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, warum die Familie Aosawa ihr Ende finden musste.

Ob am Ende dafür eine Lösung gefunden wurde, möchte ich an dieser Stelle nicht näher beleuchten. Ich kann nur jedem ans Herz legen, einen Blick in dieses Buch zu werden, denn wenn man auf der Suche nach einer ungewöhnlichen Geschichte ist, kann ich das Buch nur empfehlen.

Kommentare