Ich male keine Träume oder Albträume. Ich male meine eigene Realität.

 Rezension 

"Stadt der Mörder" von Britta Habekost

Lysanne begibt sich am Morgen des 15. Dezembers 1924 von ihrem Heimatort Ribérac in die schöne Stadt der Dichter und Denker: Paris. Sie ist auf der Suche nach ihrer Schwester Isabelle Magloire, die nach dem tragischen Tod ihres gemeinsamen Freundes Gaspard Lazalle Hals über Kopf nach Paris aufgebrochen ist, um dort ihr Glück zu finden. Kaum erreicht Lysanne jedoch Paris, trifft sie zunächst auf den Surrealisten Louis Aragon, der ihr den Weg in eine verrückte wie auch faszinierende Welt zeigt. Doch als die Stadt von Morden erschüttert wird, die die Handschrift der Surrealisten trägt, befindet sich Lysanne in größerer Gefahr, als sie zunächst annimmt.

Ich war fasziniert von der Art, wie Paris in diesem Buch dargestellt wird. Unheilvoll, melancholisch und geheimnisvoll bewegen sich die Protagonisten durch diese Geschichte und nie kann man erraten, was als Nächstes passieren wird. Die Geschichte folgt keinen Regeln, wie sie sonst in Geschichten vorkommen, sondern wird aus ihrem Schema aufgebrochen und neu zusammengesetzt, ähnlich der Denkweise der Surrealisten.

Die Surrealisten sind das zentrale Thema dieses Buches, wie sie versuchen, alte Denkmuster hinter sich zu lassen und Menschen den Weg in eine neue Zeit weisen. Neben Louis Aragon treffen wir eine ganze Gruppe dieser Surrealisten, die so oder so ähnlich wirklich gelebt haben. Gerade dieser Aspekt gibt der Geschichte noch mal etwas Besonderes und zugleich Faszinierendes, da es wahr sein kann, was diese Surrealisten in diesem Buch gedacht oder getan haben. Ebenso spielt das Buch „die Gesänge des Maldoror“ eine ganz besondere Rolle in diesem Buch. Dabei möchte ich jedoch nicht auf die genaue Tragweite dieses Buches eingehen, denn das würde zu viel der Geschichte vorwegnehmen. Es ist auf jeden Fall interessant zu sehen, wie sehr ein einzelnes Buch das Leben von so vielen Menschen beeinflussen kann.

Neben der Geschichte von Lysanne, die in Paris auf die Suche nach ihrer Schwester geht, wird auch die Geschichte von Lieutenant Julien Vioric erzählt. Auch er leidet unter den Geistern der Vergangenheit nach seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg und muss sich nun in Paris auf die Suche nach einem Mörder begeben. Dabei trifft er relativ schnell auf Lysanne, die er versucht zu beschützen. Ich fand es spannend, wie ihre beiden Geschichten miteinander verwoben sind und sie sich versuchen, gegenseitig zu unterstützen. Dies passiert auch völlig ohne romantische Gefühle, was ich gerade unter dem Aspekt der grässlichen Morde vollkommen richtig finde. Eine Liebesgeschichte hätte einfach nicht gepasst.

Jedoch kommt die Geschichte dennoch nicht vollkommen ohne die Liebe aus. Lysanne verstrickt sich im Laufe der Geschichte immer mehr in den Geschichten und Taten der Surrealisten und wird quasi ein Teil von ihnen. Dabei hatte ich direkt von Anfang an schon ein ungutes Gefühl, denn manche Einstellungen der Surrealisten wirken schon sehr abstrus und gewaltverherrlichend. Sie gehen sogar so weit, für ihre Einstellungen zu kämpfen und die Menschen aufzuwiegeln. Wenn auch nur manche von ihnen.

Ich fand die Reise ins Paris der 20er Jahre aber durchweg spannend und habe gerne versucht, die Gedankengänge der Surrealisten zu verstehen. Es kann schon sehr erfrischend sein, alte Denkmuster aufzubrechen und unter völlig neuen Aspekten zu betrachten. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es mit Lysanne und Vioric weitergehen wird, denn ihre Aufgabe in Paris ist noch nicht zu Ende!

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine unheilvolle und düstere Erzählung von Paris der 20er Jahre lesen will. 

 

Vielen lieben Dank an das Bloggerportal von Penguin Randomhouse für das Bereitstellen des Buches! 💗

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