Zu viele Baumeister verderben den Bau einer Brücke?

 Rezension 

"Die Brücke der Ewigkeit (Die Baumeister)"

 von Wolf Hector 

 

Die Geschichte beginnt mit ihrem Ende. Jan Otlin versucht verzweifelt, seine kleine Tochter zu beruhigen, die herzerweichend schreit. Sie vermisst ihre Mutter, die von den Rittern des Erzbischofs in den Kerker geworfen wurde. Aber warum hat der Erzbischof das veranlasst? Als Jan Otlin die Geschichte, wie es dazu gekommen ist, beginnt zu erzählen, ist er sich sicher, dass die Magdalenenflut schuld an den Vorfällen war. Hätte es nie diese Flut gegeben, die viele Menschen das Leben gekostet hatte, hätte Otlin auch niemals einen Schwur geleistet, der ihn vom nahenden Tod gerettet hat. So beginnt er die Geschichte zu erzählen..

Die Geschichte von Jan Otlin, der eine Brücke bauen möchte, die die Ewigkeit überdauern soll, beginnt direkt tragisch. Prag wird im Februar 1342 von einer riesigen Flut erfasst, die auch eine Brücke einstürzen lässt, auf der sich Jan Otlin gerade mit seiner Mutter befindet. Knapp entrinnt er dem Tod und schwört sich ein großer Brückenbaumeister zu werden. Allerdings findet nicht nur die Geschichte von Jan Otlin in diesem Buch Platz, sondern wir lernen auch die Geschichte der obdachlosen Maria-Magdalena kennen und die Geschichte von Rudolph von Straßburg. Alle drei Schicksale sind miteinander verwoben und werden im Laufe der Handlung immer klarer.

Dabei hat mir vor allem die Geschichte der jungen Maria-Magdalena gefallen, die sich zunächst als Junge verkleiden muss und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Zwar wirkt sie etwas seltsam, wenn sie Selbstgespräche mit einer Puppe führt, die ihr Vater darstellen soll, aber man erfährt auch im Laufe der Geschichte, warum sie dies macht. Mich hat vor allem ihre Geschichte berührt, da sie die gleichen Probleme wie alle Frauen zur damaligen Zeit haben. Wenn sie ohne Mann oder Familie allein umherziehen, werden sie direkt als Freiwild abgestempelt und jeder Mann denkt, er könnte sich an ihr vergehen. Ihre Geschichte ist alles andere als leicht zu verdauen, allerdings findet sie auch auf ihrem Weg Menschen, denen sie vertrauen kann.

Dagegen ist es mir am Anfang etwas schwergefallen, die Geschichten von Jan Otlin und Rudolf von Straßburg auseinander zu halten, da beide bis zu einem gewissen Punkt eine ähnliche Geschichte haben. Beide möchten eine Brücke bauen und reisen nach Prag, um dort ein solches Bauvorhaben umzusetzen. Allerdings ist es mir nur am Anfang so ergangen und ich habe danach auch schnell verstanden, warum der Aufbau am Anfang so gleich wirkt. Sie sind beides Konkurrenten in den Augen des anderen. Im Laufe der Geschichte zwingt ein unheilvolles Ereignis beide dazu, in den direkten Konkurrenzkampf zu gehen, der bald schon ungesunde Züge annimmt. Statt sich gegenseitig zu unterstützen und von den verschiedenen Talenten des jeweils anderen zu profitieren, verstrickt sich Rudolf schon bald in Netz aus Intrigen, um seinen Konkurrenten auszuschalten.

Gerade die Intrigen von Rudolf fand ich irgendwann nicht mehr in Ordnung und mir wurde Rudolf von Mal zu Mal unsympathischer. Zwar konnte ich verstehen, warum Rudolf so geworden ist, aber anderen sein Glück zu neiden, weil man selbst keines hat und deren Tod zu planen ist wirklich unterste Schublade. Zumal Rudolf auch wenig dafür tut, sich ein eigenes Glück aufzubauen. Er verschenkt sein Herz an eine verheiratete Frau und begeht den Fehler zu denken, dass sie ihren einflussreichen Mann verlassen wird, anstatt sich eine liebevolle Frau zu suchen, die ihn wirklich liebt und bei seinem Bauvorhaben unterstützt. Ich finde, Rudolf steht sich oftmals mehr selbst im Weg, als dass ihm andere im Weg stehen, aber das sieht er nicht. Er ist auf jeden Fall ein spannender Antagonist, den ich auch wirklich hassen konnte.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der einen spannenden historischen Roman lesen möchte über den Bau einer Brücke, die die Ewigkeit überdauern soll.

Kommentare